Am 21.04. habe ich auf der Freitagskonferenz eine Rede zum Thema „Gehen oder bleiben - Meinung einer ausländischen Studentin in Deutschland“ gehalten. Es war auch das erste Mal, dass meine Stimme in verschiedene Sprachen gedolmetscht wurde. So wie bei der EU, nur hier ist es am FTSK!
Ich studiere Translationswissenschaft am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Als eine der weltweit renommiertesten und größten Ausbildungsstätten für Übersetzen und Dolmetschen bietet der FTSK vielfältige Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten zu trainieren. Die Freitagskonferenz ist eines der Highlights dieser Veranstaltungen.
Was ist die Freitagskonferenz?
Die Freitagskonferenz ist eine sprachübergreifende Lehrveranstaltung, die während der Vorlesungszeit immer freitags von 11:20-12:50 Uhr in Dolmetschraum II am FTSK Germersheim und auch online stattfindet.
Die Verdolmetschung der Vorträge sowie der sich anschließenden Diskussion, bei der alle offiziellen Konferenzsprachen gesprochen werden dürfen, erfolgt durch die Studierenden in den „offiziellen“ Kabinen.
Warum war ich auf der Freitagskonferenz?
Wie ich bereits in einem meiner Blogartikel erwähnt habe, arbeite ich als Hiwi im Social Media Team des FTSK. Seit einem Jahr schreibe ich auch regelmäßig Artikel für die DAAD-Webseite. Da ich in diesen Bereichen sehr aktiv bin, wurde ich gefragt, ob ich meine Erfahrungen über das Studieren und Leben in Deutschland auf der Freitagskonferenz teilen möchte.
Das war eine große Ehre für mich, denn ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine Rede halten würde. Gleichzeitig war es aber auch eine große Herausforderung, denn das Thema war voll von meinem eigenen Leben. ich musste mich zwar nicht anstrengen, die Rede auswendig zu lernen, aber musste schon versuchen, weniger Emotionen in die Rede zu bringen und möglichst die Rede interessant zu gestalten.
Wie war meine Rede?
Vor der Konferenz habe ich mit einem Freund geschrieben, der als Journalist arbeitet und oft Pressekonferenzen moderiert:
„Heute halte ich einen Vortrag an der Uni. Ich hoffe, dass ich nicht sehr nervös werde.“
Das hatte ich früher auch. Du musst akzeptieren, dass du nervös bist und einfach dir selbst sagen, dass du es trotzdem machen kannst und dass du es als Energiequelle verwenden kannst.
Alex
Mit leichter Nervosität bin ich an der Universität angekommen. Der Live-Stream-Link ist schon online, unsere Medientechniker haben die Anlage auch schon bereit gemacht. Langsam werden die Dolmetscherkabinen auch von meinen Kommilitonen belegt, die Zuhörer haben auch Platz genommen. Nach einer kurzen Vorstellung hat meine Rede begonnen.
Ich war nervös. Aber wie der Freund schon gesagt hatte, sollte ich diese Nervosität akzeptieren. Ich habe tief durchgeatmet und anstatt direkt nach meinem vorbereiteten Skript zu sprechen, habe ich von meiner anderen Erfahrung erzählt: Vor zwei Wochen war ich als Dolmetscherin für eine chinesische Firma unterwegs. Ich war sehr nervös, als ich merkte, dass ich die Teilnehmenden wegen ihres Dialekts kaum verstehen konnte. In dem Moment habe ich versucht, mich zu beruhigen, und dann habe ich es geschafft. Heute bin ich auch sehr nervös, weil ich noch nie vor so vielen Leuten auf Deutsch gesprochen habe. Ich muss mich jetzt ein bisschen beruhigen…
Ich habe meine Nervosität zugegeben und habe sie auch akzeptiert, dann hat es langsam sehr gut funktioniert.
Freunde von mir saßen auch im Raum, sie lächelten mich an, nickten, winkten. Das Publikum hat Fotos gemacht, gelacht. Es war sehr schön.
Wie habe ich mich gefühlt?
Während der Rede ist meine Nervosität langsam zu Entspannung umgewandelt. Nach der Rede, sogar nach der Mittagspause mit Dozierenden, war ich erst aufgeregt.
Meine Freunde, die vor Ort waren, haben mir nach der Rede sofort gratuliert. Ein paar andere, die online zugeschaltet waren, haben mir auch geschrieben:
- „Deine Rede war einfach nur toll!!! Wow! Du hast so unglaublich selbstbewusst uns sicher geredet, es hat richtig Spaß gemacht dir zuzuhören! Ich bin sehr beeindruckt! Das Thema war sehr interessant, vor allem weil du dich mit etwas sehr Wichtigem auseinandersetzt. Und es war auch sehr humorvoll. Ich habe das Gefühl, seitdem du nach Deutschland gekommen bist, kommt diese Frage immer wieder auf. Und es ist eine sehr schwere Frage, die sehr stark mit deinem Herzen verknüpft ist. Deine Rede hilft auch vielen weiter, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.“
- „Ich habe deine Präsentation auf YouTube gesehen 🥰🥰 es war richtig schön“
- „Hab mir ein bisschen das Video auf Youtube angesehen. Sehr gut gemacht👍. Man hat aber garnicht so gemerkt, dass du aufgeregt warst😌 (ich meine das komplett unironisch)“
Ich bin ebenfalls sehr stolz darauf, dass ich nicht allzu sehr gezittert habe und am Ende nicht so nervös war. Es ist mir gelungen, die Rede erfolgreich zu beenden und ich habe mich überwunden, sie überhaupt zu halten!
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinen Freunden bedanken, die mich tatkräftig unterstützt und motiviert haben. Es war wahrlich eine wunderbare Erfahrung und ein besonderes Highlight in meinem Leben in Deutschland.
Als ausländische Studentin hier in Deutschland kann ich aus erster Hand sagen, dass das Studium in einem neuen Land eine lohnende, aber auch herausfordernde Erfahrung sein kann. Ich bin beeindruckt von der Offenheit und der Kulturvielfalt, die Deutschland zu bieten hat. Es war faszinierend, in eine neue Sprache und eine neue akademische Umgebung einzutauchen. Allerdings war es nicht immer einfach. Die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede waren anfangs eine Herausforderung, aber mit der Zeit habe ich gelernt, diese als Chancen für persönliches Wachstum zu betrachten. Die Unterstützung von Universitätsmitarbeitern und Kommilitonen hat mir geholfen, mich schneller einzuleben und mein volles Potenzial auszuschöpfen. Eine der wertvollsten Erkenntnisse, die ich während meines Studiums hier gewonnen habe, ist die Bedeutung des interkulturellen Austauschs. Ich habe nicht nur mein Fachwissen erweitert, sondern auch eine neue Perspektive auf die Welt gewonnen. Diese Erfahrung hat mich offener und toleranter gemacht. Insgesamt bin ich dankbar für die Möglichkeit, hier zu studieren, und ich ermutige andere ausländische Studierende dazu, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, sowohl akademisch als auch persönlich zu wachsen. El Yakoubi Mohsine
Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast! Ja, aller Neuanfang ist nicht leicht und es wartet sicher die ein oder andere Herausforderung auf internationale Studierende, die den Schritt ins Unbekannte wagen. Wir freuen uns sehr, dass du so viele positive Erfahrungen gemacht hast und es absolut nicht bereust, dich auf das Abenteuer eingelassen zu haben. Toll, dass du über dich hinauswachsen konntest und für deinen Mut belohnt wurdest. Wir wünschen dir alles Gute für deine weitere Zukunft !! Herzliche Grüße vom Study in Germany-Team 👋🇩🇪