Maria from Russia
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Mehr als eine Fußball-Weltmeisterschaft

Eine solche Sportveranstaltung, wie Olympischen Spiele oder Weltmeisterschaften, ist immer etwas Besonderes für das Gastgeberland. Ich hatte das Glück, dieses Gefühl bereits zweimal zu spüren. 2014 fanden in Russland (mein Heimatland) die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi statt und jetzt veranstaltet Russland die Fußball-Weltmeisterschaft.

Two women holding a flag in the air
Two women holding a flag in the air© Maria

Einer meiner größten Träume

Einer meiner größten Träume war es, die Olympische Winterspiele zu besuchen. Ein Jahr vor den Winterspielen war ich schon sehr aufgeregt und wollte unbedingt als Freiwillige dort sein. Das hat aber nicht geklappt. Zum Glück hatte ich zufällig einen Platz in einer studentischen Gruppe bekommen, die im Olympiapark arbeiten sollte. Danach, im Februar 2014, haben wir den ganzen Monat im Olympiapark in Sotschi gearbeitet. Und man kann sich einfach nicht vorstellen, wie gut und freundlich die Atmosphäre bei den Olympischen Spiele war. Die olympischen Traditionen, die Eröffnungs- und Abschlussfeier, die Wettbewerbe und Konzerte haben meinen Februar 2014 unvergesslich gemacht. Ich habe ein Ticket für die Eröffnungsfeierprobe gewonnen, ein Ticket für Fraueneishockey von einer Bekannten bekommen und danach noch ein Ticket für Eishockey (Männer) gefunden 😉 Das hat mir natürlich viel Spaß gemacht.

Ihr fragt bestimmt, wieso ich denn über die Olympische Winterspiele schreibe, wenn dieser Post „Mehr als eine Fußball WM“ heißt. Ganz einfach. Vor den Olympischen Spielen war ich „dabei“, damit meine ich, dass ich immer die Information und Neuigkeiten gelesen und irgendwo gehört habe. Und bei dieser WM war das ganz anders. Wahrscheinlich war der Grund, dass ich in der WM-Vorbereitungszeit in Deutschland war oder dass ich kein leidenschaftlicher Fußballfan bin. Aber alles hat sich total verändert und darüber wollte ich dieses Mal erzählen.

Moskau

Die WM 2018 hat Mitte Juni angefangen und genau in dieser Zeit sollte ich nach Moskau fliegen, um ein paar Sachen an der Uni zu erledigen. Einige meiner Freunde haben gesagt, dass jetzt genau die schlechteste Zeit ist, um nach Moskau zu kommen (die Tickets werden sehr teuer, die Straßen werden voll von Touristen und so weiter und sofort). Wir haben dann nicht so viel über Fußball und die russische Mannschaft gesprochen. Ich hatte Prüfungsstress und meine Freunde (wie vielleicht die meisten Russen in dieser Zeit) haben die Chancen unserer Mannschaft nicht sehr positiv bewertet. Aber ich hatte keine Möglichkeit die Prüfungen auf andere Tage zu verschieben, deswegen habe die Tickets gekauft und genau vor dem WM-Anfang war schon in Moskau.

Schon am Flughafen wurde mir klar, hier hat sich viel verändert. Man sieht nur die Touristen in Form von Lieblingsfußballteam mit den Flaggen und einem Lächeln auf den Gesichtern. Und wenn man dann direkt in die Stadt fährt, ist dort immer viel los. Seit dem Eröffnungstag der WM ist eine der Straßen Moskaus mit einem schwer zu bezeichnenden Namen «Nikolskaja» bei Touristen sehr beliebt (Link zum Video im Kommentar).

Die Stimmung

Ich habe noch nie so eine Mischung zwischen Leute aus Russland, Argentinien, Kolumbien, Island, Portugal,  Serbien, Deutschland, Mexico, Spanien und Panama gesehen. Alle haben zusammen gefeiert, getanzt und gesungen (und es war egal, welche Sprache man spricht, alle haben sich perfekt verstanden. Nach ein paar Stunden in Moskau habe ich letztendlich verstanden:  jetzt erstmals in unserer Geschichte findet die WM in Russland statt und das wird wahrscheinlich noch cooler als die Olympischen Winterspiele. Weil bei den Winterspielen gab es natürlich diese Atmosphäre, aber fast jeder Fan hat seine eigene Lieblingssportart und deswegen gibt es keine solche Einheit, wie bei der WM.

 

Alle haben zusammen gefeiert, getanzt und gesungen (und es war egal, welche Sprache man spricht, alle haben sich perfekt verstanden.

Außer Fussball ? 

Außer Fußballspiele haben die Touristen die Möglichkeit, nicht nur die bekanntesten Reiseziele in Russland zu besuchen (wie z.B. Moskau oder Sankt-Peterburg), sondern auch andere Städte, wo die Spiele der Gruppenphasen veranstalten wurden (Kasan, Sotschi, Kaliningrad, Rostov am Don, Jekaterinburg, Nischni Nowgorod, Wolgograd, Samara und Saransk). Die Einheimischen in diesen Städten haben den Touristen-Boom sehr oft als Karneval bezeichnet. Das ist wahr. Zum Beispiel veranstalteten Fans aus Island kurz vor dem Spiel in Moskau ein isländisches Kulturfest, wo sie den weltberühmten und traditionellen Fußball-Ruf „Huh“ gemacht haben (Link zum Video im Kommentar).

Die Peruaner vor dem Spiel gegen Dänemark in Saranks (Es ist die kleinste Stadt der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft) sind mit Tänze und Lieder zum Stadion marschiert (Link zum Video im Kommentar).

Und bei gemeinsamen Feiern fallen auch die Sprachbarrieren, ich habe mehrmals in der U-Bahn gesehen, wie Leute ohne Englischkenntnisse versuchen, Touristen den Weg zu zeigen oder noch irgendwie zu helfen. Fußball ist jetzt überall, am roten Platz, beim Fan-Fest in der Nähe der Lomonossow Universität in Moskau, in allen Bars und Kneipen und sogar in der U-Bahn, wo jetzt Bildschirme speziell dafür installiert wurden.

Es scheint mir, dass ich diesen Monat mehr Fußballspiele gesehen habe, als in meinem ganzen Leben. Leider aber kommt die WM zum Ende. Und natürlich will ich, dass diese WM-Atmosphäre noch länger bleibt, sowohl in Russland, als auch in den anderen Ländern. Die Atmosphäre der Einheit, Freude und Offenheit für etwas Neues und Spannendes.

P.S. Ich weiß, dass ich in diesem Blog mehr über meine Erfahrung und mein Studium in Deutschland schreiben soll. Aber eines der Ziele meines Studiums im Ausland ist es, unter anderem die Leute aus anderen Kulturen kennenzulernen und meine internationaler Kompetenzen zu entwickeln, um später mehr und mehr machen zu können, damit sich Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen auch untereinander so freundlich und positiv unterhalten können, wie es während der WM in Russland war;)

Bei gemeinsamen Feiern fallen auch die Sprachbarrieren

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Links zum Video: Nikolskaja-Straße https://www.youtube.com/watch?v=zihhZjcmrOc Die Peruaner in Saranks https://www.youtube.com/watch?v=BxW0IkPonRk Fußball-Ruf „Huh“ https://www.youtube.com/watch?v=HFzJZnHfve0&t=28s

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