Liebe auf den ersten Blick

Ioana-Catalina brauchte Geduld. Kaum war sie in Konstanz angekommen, musste sie schon wieder gehen: Die Corona-Pandemie sorgte für den ersten Lockdown. Dadurch verlor die Rumänin ihr Stipendium. Aus der Traum. Sie versprach sich, wiederzukommen. Denn schon auf der Hinfahrt hatte sie sich verliebt, in einen Ort, den sie zunächst nur durch Zufall kennenlernte:

„Die Hinfahrt nach Konstanz war meine erste Reise ins Ausland. Ich musste oft umsteigen und mein Orientierungssinn damals war nicht sehr gut“, erzählt sie. „Ich saß im falschen Zug und fuhr durch die Schweiz, vorbei an den Alpen. Es ist schwierig in Worte zu fassen, aber mich ergriff ein sehr tiefes und besonderes Gefühl.“ Ioana hätte direkt am nächsten Ort aussteigen und dortbleiben können, sagt sie. Die Verbindung zu den Bergen sei direkt da gewesen.

Berglandschaft mit einem Haus am See
Berglandschaft mit einem Haus am See© DAAD/Daniel Reuber

Der Alpenraum zählt acht Länder: Frankreich, Monaco, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Slowenien und natürlich Deutschland. Die Berge prägen für viele im Ausland das Bild, das sie von Deutschland haben – nicht selten wird auch die bayerische Kultur mit deutscher Kultur gleichgesetzt –, und so sehnte sich auch Ioana-Catalina zurück nach den Alpen und damit nach Deutschland. „Bis ich zurückkehren konnte, blieb das Bild der Berge in meinem Gedächtnis. In Rumänien begann ich, Pläne zu schmieden, nach Wanderrouten zu suchen und mich einzulesen“, erzählt die Studentin. „Ich plante schon dort einige Kurztrips für die Zukunft und meine Eltern schenkten mir gute Wanderschuhe.“

Gute und schlechte Einsamkeit

Zurück in Konstanz war das Leben durch die Pandemie anders als erhofft. Vorlesungen und Kurse fanden online statt – das machte es schwer, neue Freundschaften zu schließen. Trotzdem schaffte Ioana es, Menschen kennenzulernen und für ein paar Tage mit ihnen in die Berge zu fahren: „Wir übernachteten in einer Hütte in den Bergen. Auf der Reise dorthin war es kalt und anstrengend, aber es fühlte sich an wie ein Traum.“ Dort konnten sie dem Chaos der Pandemie für einen Moment entfliehen, sagt Ioana, und aus dem ersten Verliebtsein im Zug wurde die große Liebe zu den Alpen.

Ioana studiert klinische Psychologie und Psychotherapie und blieb für drei Erasmus-Semester an der Universität Konstanz. Die Stadt in Baden-Württemberg liegt am Bodensee, der Schwarzwald und die Alpen sind nicht weit – die perfekte Stadt also für alle, die gern draußen in der Natur sind. Im Hochschulsport der Universität gibt es mit „uniNature“ einen Bereich, der sich dem Bergsport widmet. Die Uni bietet Kurse, Exkursionen und Ausrüstung für das Abenteuer in den Bergen. „Ich kann nur empfehlen, dieses Angebot zu nutzen“, sagt Ioana.

Eine Frau geht in den Bergen wandern
Eine Frau geht in den Bergen wandern© DAAD/Daniel Reuber

Sie selbst hatte vor ihrer Zeit in Deutschland noch keine Wandererfahrung. Heute sagt sie: „Für mich ist Wandern wie Meditation. Ich fühle mich mit mir selbst und der Natur verbunden“, sagt sie. „Die Berge erinnern mich an zuhause. Wenn ich Heimweh habe, gehe ich wandern. Die Berge sind Teil meiner Identität. Auch wenn der Aufstieg mal hart ist, das Ankommen am Berg ist sehr befriedigend und macht mich stolz.“ Es fühle sich an, als sei man befreit von aller Unsicherheit und allen Zweifeln. Ioana sagt, sie verbinde jede ihrer Wanderrouten mit verschiedenen Erinnerungen, Emotionen und Gerüchen. „In den Bergen denke ich an meine Kindheit im Haus meiner Großeltern in den Karpaten,“ sagt sie. „Ich denke an das Essen dort und die Liebe, die ich erfahren habe. In ihren Wäldern gab es viele Bären, deshalb durfte ich die Umgebung nicht allein erkunden. Schon damals habe ich mir aber vorgestellt, wie es sein musste, auf der Bergspitze zu stehen.“

Die eigenen Fähigkeiten einschätzen lernen

Während sie die Alpen als spektakulär beschreibt, warnt die Studentin davor, einfach unüberlegt loszulaufen: „Kenn deine Grenzen. Geh niemals allein und nimm jemanden mit, der erfahrener ist als du“, rät sie. „Fang mit leichten Routen an und steigere dich dann, schau nach dem Wetter und achte auf das, was vor Ort geraten wird. Es gibt Apps, die dir bei der Orientierung helfen. Sei vorbereitet, aber hab keine Angst.“ Auch sie hat die Erfahrung gemacht, zu leichtsinnig zu sein: „Wir waren in einer großen Gruppe unterwegs, es war ein geführter Trip, deshalb hatte ich den Wetterbericht nicht geprüft.“ Die Führerinnen und Führer teilten die Gruppe auf und Ioanas Freundinnen und Freunde entschieden sich für die schwierigere Route – da ging sie mit: „Eine falsche Entscheidung! Der Weg war rutschig und steil. Es gab einen Moment, da waren wir ernsthaft in Gefahr. Alles ging gut, aber seither weiß ich, wie wichtig es ist, meinen Instinkten zu folgen und nur Routen auszusuchen, die ich wirklich bewältigen kann.“

Eine Frau geht vorsichtig über einen schmalen Abhang
Eine Frau geht vorsichtig über einen schmalen Abhang© DAAD/Daniel Reuber

Auf den schönsten Wegen

Fragt man Ioana nach ihrer liebsten Route in Deutschland, um die Alpen zu erkunden, sagt sie: „Ich war in Baden-Württemberg und Bayern wandern, mein liebstes Ziel war das Allgäu. Ich kann die Region wärmstens empfehlen, vor allem im Sommer. Man kommt gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin und es gibt Wanderwege in allen Schwierigkeitsstufen.“ Während des Wanderns gibt es viele Möglichkeiten, die Kultur der Alpen zu erfahren, schwärmt die Studentin: „Ihr könnt dort den regionalen Käse probieren, frisches Quellwasser trinken und ein paar Kühe beobachten. Ihr werdet beeindruckt sein von der Natur und der Landschaft.“

Und was sollte auf jeden Fall mit? Da kommt es ganz auf den Schwierigkeitsgrad des Wanderwegs an, sagt die Studentin: „Generell braucht man ordentliche Schuhe und passende Kleidung, genug Wasser und Snacks.“ Wer mehr als nur wandern möchte, sollte einen Kletterkurs besuchen, empfiehlt Ioana: „Ohne Fachwissen und Erfahrung nützt auch die beste Ausrüstung nichts.“

Sicherheit:

Wie finde ich die beste Wanderroute für mich?

Der versorgt euch mit allen wichtigen Infos rund ums Wandern und Klettern: nicht nur in den Alpen, sondern auch in anderen Gebirgen und Wäldern in Deutschland.

Falls ihr an einer deutschen Hochschule in der Nähe der Alpen studiert, fragt dort beim Hochschulsport. Vielleicht gibt es Clubs, Kurse oder geführte Wanderungen.

Auch lokale Buchhandlungen in Deutschland bieten zahlreiche aktuelle Bücher über gute Wanderrouten auf Englisch als auch auf Deutsch an. Die Buchhändlerinnen und -händler kennen sich aus und haben vielleicht noch einen persönlichen Tipp.

Wandern für wenig Geld

Wandern an sich ist kostenlos. Auch die Ausrüstung könnt ihr meistens ausleihen: Fragt an eurer Uni nach. Oftmals verleihen auch Outdoor-Fachgeschäfte Rucksäcke, Fahrradtaschen oder Kletterzubehör.

Hütte in den Alpen
Hütte in den AlpenIoana-Cătălina/DAAD

Übernachten

Wildcampen ist in Deutschland verboten. Es gibt allerdings Campingplätze, auf denen ihr einen Platz für euer Zelt buchen könnt. Dort gibt es sanitäre Anlagen und oft Gemeinschaftsküchen, die ihr nutzen dürft.

Das bietet in Jugendherbergen günstige Übernachtungsmöglichkeiten an und hat auch Häuser nahe der Alpen, allerdings muss man dafür Mitglied werden und entsprechende Mitglied-Beiträge zahlen.

Wenn ihr klassisch in einer Berghütte übernachten wollt, müsst ihr mit etwas höheren Preisen rechnen, vor allem in den Ferien und am Wochenende.

Für alle Schlafplätze gilt: Bucht am besten schon vor eurer Reise. Die Alpen sind ein beliebtes Urlaubsziel!

Schaut euch die Alpen an und genießt eine schöne Urlaubszeit!